Texturen der Zeit, 2024

Texturen der Zeit. Diese Worte verraten viel über das Schaffen von Maja Gratzfeld. Die visuelle Künstlerin interessiert sich für kulturelle Interpretationen, für die großen Menschheitsfragen sowie für Themen zum urbanen Raum und zur Natur. Ihre vielschichtigen Arbeiten, beeinflusst durch die Tiefe chemischer und digitaler Bilder, verweisen auf komplexe Identitäten und nicht-lineare Zeitkonzepte. Maja Gratzfeld bearbeitet Materialien durch Falten, Reißen und Trennen, um neue visuelle Formen zu schaffen, die dem Betrachter einen meditativen Raum zur Selbstreflexion bieten. Maja Gratzfeld lebt und arbeitet in Deutschland, Israel und Frankreich. Für den Kunstverein Dresden kuratierte sie im Januar 2025 die international vielbeachtete Ausstellung „Tedious and Brief“ zweier israelischer Künstler. Aus diesem Grund hat der Kunstverein Dresden Maja Gratzfeld eingeladen, sich mit dem Thema 8. Mai 1945 auseinander zu setzen.
Texturen der Zeit. Oder „ripped fabric of time,between layers of melted sand“, zerrissener Stoff der Zeit, zwischen Schichten aus geschmolzenem Sand. Achtzig Jahre nach dem Ende des Krieges mahnt dieses Werk von Maja Gratzfeld zur Vorsicht. Es verdeutlicht die Zerbrechlichkeit des Friedens, dargestellt als ein fragiles Gewebe, dessen materielle Präsenz die Spuren vergangener Konflikte in sich birgt. Wie in einem wiederbeschriebenen Text sind die Fäden der Geschichte verwoben und zeigen, dass die Risse der Vergangenheit die gegenwärtige Struktur weiterhin beeinflussen. Angesichts neuer Spannungen stellt sich die Frage: Ist der Frieden, den wir errungen haben, stark genug, um den Belastungen der Zeit standzuhalten, oder droht das Objekt unserer Hoffnung erneut zu zerfallen?